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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 97

1906 - München : Oldenbourg
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. 97 jüngst vergangene Tage zu einem andern Wittelsbacher, dem hochsinnig angelegten König Ludwig Ii. In ihm waren die Ideale der höfischen Epik des Mittelalters durch das Medium von Richard Wagners Tonschöpfungen in bewußter und nachweisbarer Gestalt zur Tat geworden. Anknüpfend an den Gralsritter Lohengrin schuf er das herrliche Neuschwanstein, welches jedem, der es vom bergumfriedeten Alpsee aus in blendender Weiße über dem düstern Tannicht erschaut hat, den Wnndemnblick der Gralsburg am See Brnmbane vor die Seele zaubert; Wolframs Parzival hielt des Königs Sinn gefangen, seiner Verherrlichung sind die farbenstrahlenden Bilderreihen an den Wänden des mit märchenhafter Pracht gezierten Sängersaales gewidmet und nicht genug damit sollte dem Gral zur Ehre auf der schwindelnden Felskuppe des Falkenstein im Schwangaue ein in den feierlich-ernsten Schmuck von Mosaiken gekleidetes Monsalvat gefügt werden, wie man ein solches niemals gesehen in deutschen noch in welschen Landen. Ihn, der nach den höchsten Zielen der Menschheit strebte, den vom göttlichen Ursprünge seines Amtes zu tiefst durchdrungenen, mit schwerem geistigem Siechtmne ringenden Herrscher, dessen Nachen in mondhellen Nächten die melancholischen Gewässer einsamer Hochlandsseen durchfurchte, können wir uns wohl als einen andern „roi pecheur'* denken, als ein Spiegelbild des wunden Gralskönigs Amfortas, der fo gerne auf den Fluten von Brnmbane weilt, wo die Süße und Linde der Lust sein Leiden kühlt. Ob aber solche Stimmungen in seinem Ahnherrn, dem heiteren Kaiser Ludwig, gelebt und ob auch er sie baulich verkörpern wollte, wer vermag das heute noch zu ergründen und zu erweisen? Was wir von ihm, dem glaubensfrommen, aber durchaus nicht in idealem Schwünge das Leben erfassenden und ausgestaltenden Fürsten wissen, gibt uns historisch kein Recht zu solcher Auslegung seiner Persönlichkeit. Freilich klingt mancher Zng in der Ordensregel von Ettal an die Gemeinde der Templeisen an, die zum Schutze des Grales bestimmt waren, aber gerade das, wie mir dünkt, bestimmende ideale Moment des jeglicher Frauenminne abschwörenden, ehelosen Standes der Ritter suchen wir vergeblich, und ohne dieses bleibt Ettal doch mehr ein nach dem Sinne der Zeit klösterlich geordnetes Psründehaus. Unumstößlich aber dürfen wir in der Stiftung des Kaisers den Ausdruck seines menschenfreundlichen Wollens erblicken, seiner tiefen, durch zahllose Guttaten an die Kirche bezeugten Glaubenstreue und sonderlich jener von den Wittelsbachern allezeit gehegten herzinnigen Verehrung der Gottesmutter, der ja seine letzten Worte galten: „Süße Königin unser Frane, bis bei meiner Schidung," als er am 11. Oktober 1347 auf der Waldwiese bei Kloster Fürstenfeld entseelt vom Pferde sank. Aber mag dem sein wie da wolle, der Zauber des Eigenartigen, des Geheimnisvollen, welcher schon die erste Herrschergestalt in diesem Tale, den greisen Welsen Ethiko, in mystisches Dunkel hüllt, waltet auch über dem Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 7

2. Badische Sagen - S. 84

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
friedlich legten vor der Insel Scbroert und Schild und flxt sie nieder, und die Kinder brachen fröhlich sich die ersten Weidenblüten und die Veilchen an dem Ufer. Rud der Klause trat, geschmückt im Priesterkleide, fridolinue. Und er führte zu dem Ufer hin die Schar der Neubekehrten, und er taufte sie im Damen des dreiein’gen Christengotted. fridolinuö aber legte noch desselben Tage den Grundstein zu dem Kloster und dem Städtlein. (D. v. Scheffel, Der Trompeter Von Säckingen.)

3. Das Mittelalter - S. 34

1893 - Leipzig : Dürr
— 34 — Milde bewogen und machte es zur Residenz. Die Langobarden eroberten Oberitalien außer dem östlichen Teile desselben (mit Ravenna und Venedig), und der Nordostküste (Ligurien), ja sie bemächtigten sich eines Teiles von Mittel- und Süditalien, nur das römische Gebiet, Neapel, Apulien und Calabrien verblieben den Oströmern. Der Übermut führte Alboiu zu einem gewaltsamen Ende. Er hatte sich aus dem Schädel des erschlagenen Schwiegervaters einen Trinkbecher machen lassen und zwaug Rosamunde bei einem Festmahle, daraus zu trinken. Dies mahnte die Tochter an die Pflicht der Blutrache. Sie gewann einen riesenstarken Langobarden für ihren Plan, und der Uuhold ermordete den Köuig iu dessen Schlafgemach. Rosamnnde floh, der Rache des erzürnten Volkes ausweichend, nach Ravenna und fand dort, von Verbrechen zu Verbrechen fortgerissen, einen schrecklichen Tod durch Gist. Die Langobarden aber behielten die Herrschaft in Italien. 13. Papst Gregor der Große. Mitten unter den Wirren und Schrecken der Völkerwanderung entwickelte sich die christliche Kirche aus ihren ersten Anfängen ungestört weiter zu einer weltumfassenden Macht; auch dies zeugt für die dem Christeutume innewohnende göttliche Kraft. Immer mehr Völker beugten sich vor der Lehre von der Erlösung, Sieger und Besiegte fanden sich zusammen unter dem Kreuze. Zwar schien es, als sollte das Wort Christi in dem Streite um theologische Begriffe untergehen, der im oströmischen Reiche fortdauerte, allein es ist nicht zu verkennen, daß selbst diese abstrakten dogmatischen Grübeleien dazu dienten, das Gebäude der christlichen Lehre gegen willkürliche Deutungen abzuschließen, denn ohne dieselben würde die Gefahr, daß die christliche Kirche sich in unzählige Sekten auslöste, nicht beseitigt worden sein. Eine der merkwürdigsten Erscheinungen der christlichen Begeisterung ist das Mönchswesen. Es ging von Ägypten aus, wo frühzeitig Einsiedler in gänzlicher Abgeschlossenheit von der Welt sich in Andachtsübungen versenkten und durch freiwillige Entbehrungen den Himmel zu verdienen suchten. Ein solcher ägyptischer Heiliger war Antonius, der im dritten Jahrhunderte lebte. Er sammelte zuerst Gleichgesinnte um sich und wurde, indem er so eine Einsiedlerkolonie gründete, der Stifter des Mönchswesens. Sein Schüler Pachomius gab dem Kloster eine bestimmte Einrichtung, den Mönchen eine feste Lebens- ordnung. Armut, uneheliches Leben und Gehorsam waren die Gelübde, welche der Eintretende ablegen mußte. Die seitdem gebräuchlichen Namen bedürfen einer Erklärung. „Mönch" ist ursprünglich ein griechisches Wort und bedeutet Einsiedler (lat. rnunachus pl. monachi), das

4. Geschichte des Mittelalters - S. 18

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
18 Das Christentum und das Kaiserreich. fate den Entschlu, die Angeln zu Engeln und zu Miterben des Himmelreichs zu machen. Elaubenseifrige Männer, die er entsandte, bekehrten sie. König Edwin von Northumberland nahm mit seinem Volk die Taufe; auf des Knigs Hengst ansprengend, warf der Hohe-priester Lanze und Brandfackel in den Gtzentempel. Auf der grnen Insel" Er in verkndete im fnften Jahr-hundert Ptrik, der mit seinen Eltern aus England entflohen war, das Evangelium; irische und schottische Mnche wirkten als Glaubens-boten eifrig am Rhein und in den Donaulndern. 3. Viel spter erst wurde der grere Teil der Deutschen fr das Christentum gewonnen durch den Apostel der Deutschen". Der Angelsachse Winfried, mit lateinischem Namen Bonifatius, erwirkte eine Vollmacht des Papstes, allen im Irrtum des Unglaubens verstrickten Vlkern das Geheimnis des Reiches Gottes zu verknden". Fast vierzig Jahre lang predigte er in Friesland, Bayern, Thringen, Hessen. Vor versammeltem Volke fllte er die Donar-Eiche bei Geismar in Hessen; mit dem uralten Baume brach der alte Glaube zusammen. In Hessen und Bayern errichtete Boni-fatius Klster und Bistmer. Den 75 jhrigen Greis zog es nochmals zu den Friesen. Er taufte viele und lud die Neubekehrten bei Dokkum in Westfriesland zur Firmung. Statt ihrer erschienen feindselige Scharen. Er verbot 755 seinen Gefhrten die Gegenwehr und erlitt mit ihnen freudig den Tod. Die Leiche wurde seinem Wunsche gem in seinem Lieblings-kloster Fulda beigesetzt. Zahlreiche Schler sorgten fr die weitere Ausbreitung und Befestigung der Lehre. 4. Vor dem Glockenschlag der Kirchen und Klster schwanden Niren und Zwerge. Aber manches Heidenmrchen hat den Sinn der alten Sagen unsrem Volke bewahrt. So ist die von den Reifriesen gefangene Gerda (die Erde) zum Dornrschen geworden, das der Prinz aus dem Zauberschlaf weckt, wie der Frhling die Erde 2. Der Islam. Mohammed. 1. Mohammed wurde zu Mekka auf der groen Halbinsel Arabien geboren. Sein Vater war schon tot; Mutter und Grovater starben bald. Ein Oheim erzog den Knaben zum Kaufmann. Auf Handels-

5. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 392

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. lockeren Wandel der hohen merowingischen Geistlichen. Daher hatte Brunhilde leichtes Spiel, als sie nicht nur den König, sondern auch die Bischöfe und alle Vornehmen gegen Kolumban aufreizte. Die Abweichungen der irischen Kirchenregeln von den gallischen und die Unabhängigkeit der „Schottenklöster" von der bischöflichen Aufsicht boten die bequemste Waffe dar; man warf dem frommen Manne vor, daß er ketzerische Meinungen und Gewohnheiten verbreite. König Theuderich kam selbst nach Luzovium und hielt ihm vor, daß er nicht alle Christen und gar keine Frauen die innern Klosterräume betreten lasse und daß er überhaupt von den Bräuchen des Landes abweiche. Aber Kolumban ließ sich nicht einschüchtern; er schalt den König mit derben Worten aus wegen seiner Eingriffe in Sachen der Religion, bis jener endlich rief: „Du denkst wohl, mich zu reizen, und hoffst, ich werde dir zum Martyrium verhelfen? So dumm bin ich nicht, glaube mir! Du aber wirst besser thun, wieder dahin zu gehen, wo du hergekommen bist." Kolumban versetzte, er werde das Kloster nur verlassen, wenn man ihn mit Gewalt herausreiße. Der König ging, ließ aber einen Bornehmen Namens Bauduls zurück, der dann den Heiligen aus dem Kloster vertrieb und nach Besanyon abführte. Aber man trug doch Scheu, einen so wundergewaltigen Mann Gottes, wofür man ihn hielt, lange einzukerkern, geschweige denn zu verurteilen. Deshalb gab man ihm Gelegenheit zu entkommen. Er aber, als er sah, daß er nicht bewacht werde, ging mitten durch die Stadt wieder in sein Kloster zurück. Brunhilde und Theuderich waren außer sich, doch mit Gewalt gegen den Heiligen vorzugehen, wagten sie nicht. Der König sandte Baudulf und seinen Kämmerer, den Grafen Bert har, mit einer Schar Krieger nach dem Kloster ab. Diese fanden den frommen Mann in der Kirche mit der ganzen Schar der Brüder, betend und Psalmen singend, und sprachen zu ihm: „Mann Gottes, wir bitten dich, des Königs und unsern Befehlen zu gehorchen und wieder dahin zurückzukehren, woher du in dies Land gekommen bist." Er aber antwortete: „Ich glaube meinem Schöpfer nicht wohl zu gefallen, wenn ich wieder in meine Heimat gehe, die ich aus Liebe zu Christo verlassen habe." Da zogen die beiden Grasen ab, ließen jedoch einige Krieger zurück, denen sie befahlen, die irischen Mönche aus dem Kloster zu treiben und aus dem Lande zu führen. Auch ihnen gegenüber behorrte Kolumban dabei, er werde nur der Gewalt weichen. Als sie ihn aber mit Bitten beschworen, das Kloster zu verlassen, da ihnen sonst der Tod drohe, so beschloß er, um nicht andere zu gefährden, nachzugeben, und zog unter allgemeinem Klagen und Jammern von bannen. Begleiter wurden ihm beigegeben, die ihm bis nach Nantes nicht von der Seite weichen sollten. Ragamund hieß der Vornehmste unter ihnen. Beim Abschied blickte Kolumban gen Himmel und sprach: „Schöpfer

6. Teil 1 - S. 16

1900 - : Velhagen & Klasing
— 16 — feierte man frohe Feste. Gubrun faß an der Seite ihres Verlobten Herwig. Ihr Sinn war barauf gerichtet, den Haß in Liebe zu verwanbeln. Darum bat sie ihre Mutter, boch Hartmut und Ortrun nicht entgelten zu lassen, was bereit Mutter Gerlinbe ihr Böfes zugefügt. Frau Hilbe verzieh den beibett, und nun holte Gubrun ihren Brnber Ortwein, daß er sich mit der holben Ortrun verlobe, und den König Hartmut, daß er die treue Hilbburg miune. Die erst grimme Feinde waren, faßen nun in Frieden bei einanber. 6. Bonifatius, der Apostel der Deutschen. 754. 1. Herkunft. Sieben Jahrhuuberte waren feit der Geburt Christi vergangen, und noch lebte ein großer Teil des bentschen Volkes im finstern Heibentnm. Da kam ein Mann aus En glaub nach Dentfchlanb und verküubigte hier das Evangelium. Er hieß eigentlich Winfrieb, erhielt aber später bett Kloster-namen Bonif atins. 2. Die Eiche bei Geismar. Zuerst ging er zu beit hetbtttfchett Friesen an der Norbfee. Hier konnte er aber nichts ausrichten. Später begab er sich zu Bonifatius fällt die Eiche. den Hessen. Dort fanb er bei dem Dorfe Geismar eine uralte, mächtig große Eiche. Diese war dem Donnergotte Thor geheiligt und galt für unver- letzlich. Kühn ergriff Bonifatius die Axt und begann, die Eiche nieberzuhaueu. In banger Erwartung umftanben ihn die Hessen. Aber kein Blitzstrahl zuckte

7. Das Mittelalter - S. 120

1877 - Leipzig : Brandstetter
120 bilde kam und sobald diese ihn in die Halle treten sah, faßte sie die Söhne Theodorichs und seiner Buhlerinnen an der Hand und führte sie dem heiligen Kolumban entgegen. Dieser sprach: „Was sollen die Kinder für unsere Unterredung?" und die Königin Brunhilde erwiederte ihm: „Es lind die Kinder des Königs und ich habe sie dir entgegengebracht, daß du sie segnen mögest." Aber Kolumban antwortete: „Nimmermehr werde ich sie segnen, denn es sind die Söhne der Buhlerinnen und nicht berufen, aus dem fränkischen Königsthrone zu sitzen." Erzürnt ließ die Königin die Kinder sogleich wegbringen und auch Kolumban ging von dannen. Als der fromme Mann die Schwelle des Palastes überschritt, ertönte ein gewaltiger Donnerschlag; aber das machte die Königin nicht irre, vielmehr verbot sie zugleich den Umwohnern des Klosters, worin der heilige Kolumban wohnte, daß keiner von ihnen die Mönche bei sich aufnehmen, noch ihnen sonst irgend eine Unterstützung geben sollte; aber Kolumban ging zu ihnen und ermahnte sie, daß sie durch die Drohungen der Königin sich nicht möchten abschrecken lassen. Der König Theodorich erfuhr auch das Verbot seiner Großmutter und schickte den Mönchen köstliche Speisen und Vorrath in Menge. Als Kolumban dies sah und erfuhr, daß es vom Könige käme, sprach er: „Fort damit, denn es ziemt uns nicht, die Gaben Derer zu genießen, welche den Dienern Gottes das Obdach versagen." Auf diese Worte hin zerschlugen die Mönche des heiligen Kolumban die Schüsseln und die Geräthe; die Diener des Königs aber standen bestürzt und kehrten zu ihrem Herrn zurück, um ihm das Geschehene zu verkünden. Theodorich ward betroffen, er trat zu seiner Großmutter und sie beschlossen, den Kolumban aus dem Land zu vertreiben. Dies geschah und Kolumban wanderte nach Italien und gründete dort das berühmte Kloster Bobbio. In damaliger Zeit waren die Geistlichen fast die einzige Schutzwehr des Volkes gegen den Eigenwillen der Herrscher. 3. Die fränkischen Hausrneier an Statt der schwachen Könige. 1. Pipin von Heristal. Während die Könige aus Chlodwigs Stamm immer schwächer und träger wurden, erhoben sich ihre Hausmeier zu immer größerer Macht. Dem mannhaften Pipin aber war es vorbehalten, das Ansehen dieses Amtes und seines Hauses für immer zu befestigen. Im Jahre 687 gewann er die Herrschaft über das ganze östliche Frankenreich. Im westlichen Frankenreich (Neustrien) herrschte jener Thcodorich, welcher die Kirchen plünderte und die Unterthanen drückte. Viele von den Beraubten flohen zu Pipin, und dieser schickte Boten zu Theodorich, welche den König baten, er möchte doch die Flüchtlinge wieder bei sich aufnehmen. Aber die Ant-

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 385

1900 - Minden i. W. : Volkening
t — 385 — Vasallen nannten ihn geradezu einen Wahnsinnigen, und selbst der Bischof Theodorich von Münster fand es unsinnig, das Stift der besten Markburg zu berauben. Aber waren die Menschen auch dem frommen Beginnen entgegen, Gottfried blieb standhaft und wurde durch höhere Offenbarung gefestigt. Der Gerberge, die unter- dessen Äbtissin geworden, war im Traume ein glänzender Jung- ling erschienen und hatte ihr ins Ohr geraunt: „Wie schön wäre Kappenberg zu einem Gotteshause!" Durch die Säle von Kap- penberg selbst schritt nächtlich der heilige Augustinus, als wolle er davon Besitz ergreifen für die Kirche, und zuletzt kam als Haupt- Helfer auf einem Esel Sankt Norbert selbst angeritten. Damit war die Sache entschieden. Der schlichte Mann Hub an zu predigen, und siehe, die widerstrebendsten Gemüter wurden weich, und über den zornigen Otto selbst kam der Geist, daß er seines Bruders Eifer zu überstürmeu schien. Nur der armen Jutta mußte die Ein- willigung abgedrungen werden. Der von seinem Metropolitan zu Köln zurechtgewiesene Bischof Theodorich weihte mit großer Feier- lichkeit unter Assistenz des Heiligen, als ersten Propstes, das Schloß den Prämonstratensermönchen zum Kloster ein, trotz des Tumultes der hörigen Leute, welche die Mönche verjagen und Gottfried als Wahnsinnigen gefangen nehmen wollten. Ein Frauenkloster wurde zu gleicher Zeit am Fuße des Berges errichtet, welches Jutta, Beatrix, die Schwester Gottfrieds, und eine Adelheid, Gräfin von Oldenburg, bezogen. Als der mächtige und gewaltthätige Graf Friedrich der Streit- bare von Arnsberg von dieser Wandlung hörte und vernahm, daß man seine Tochter ins Kloster gesteckt, und daß die Kirche haben sollte, was jener als Wittum ausgesetzt war, geriet auch er in mächtigen Zorn und machte sich mit Rossen und Reisigen nach, dem neuen Kloster auf und drohte, er wolle den heiligen Norbert mit samt seinem Esel an einen Wagebalken hängen, um zu sehen, wer schwerer sei. Schon glaubten die Mönche, ihr letztes Stünd- lein sei gekommen, da trat Gottfried seinem rauhen Schwiegervater ruhig entgegen und bewog ihn durch ernste Ermahnungen, von seinem sündhaften Vorhaben abzustehen. Er zog mit seinen Gesellen ab und Schulze, Heimatskunde. 25

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 263

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 263 — macht Karls zu seinem Schwager König Siegfried in Dänemark ge- flohen und brütete Empörung. Hier erschien in Karls Hoflager auch eine sonderbare Gesandtschaft, die außerordentliches Aufsehen erregte, sowohl bei den Franken als bei den Sachsen. Araber aus Spanien waren es mit langen Kaftans und buntgeschmückten Tnr- bans. Sie waren von den Emiren zu Saragossa und Hueska ge- sandt, um den mächtigen Frankenkönig zur Hilfe gegen den Ka- lifen in Cordova herbeizurufen. Karl ergriff gern die Gelegenheit, um in dem früher christlichen Spanien das Kreuz wieder ctnfzu- richten und seine Macht weiter auszubreiten und nach Süden hin zu befestigen. Kaum aber war im folgenden Jahre Karl über die Pyrenäen gezogen, hatte die Mauren geschlagen, sich der wichtigsten Städte und des ganzen Landstrichs bis zum Ebro bemächtigt: kaum war die Kunde von dem Überfall des zurückkehrenden Heeres in den engen Gebirgsschluchten Roncevalls, von seinen vielen Verlusten und dem Tode so mancher Helden, besonders des sagenberühmten Roland, ins Land der Sachsen gedrungen: da standen diese auch unter ihrem aus dem Plan wieder erscheinenden Herzog Wittekind zur Empö- rung bereit, und der Kampf für die freie Heimat und ihre Götter entbrannte heftiger denn je. In demselben Jahre des glänzenden Reichstages zu Paderborn und wohl im Anschlüsse an ihn, erbaute Karl die Salvator-(Erlöser)Kirche zu Paderborn, das erste chrisi- liche Gotteshaus in Westfalen. Trei Jahre später, 780, ein Jahr nach dem Tode des Abtes von Fulda, des heiligen Sturmius, der bis dahin das Bekehrungswerk in Sachsen geleitet hatte, wurde das Land der Sachsen in Missionsbezirke eingeteilt und jeder derselben einem fränkischen Bischöfe zur Verbreitung und Pflege des Christen- tnms überwiesen. Die Gegend von Paderborn wurde der Obhut des Bischofs zu Würzburg anvertraut. In diese Zeit fällt ein zweiter Reichstag zu Paderborn, 799. Aus ihm erschien, 30. Juli, vor dem größten weltlichen Herrscher hilfesuchend der geistliche, Papst Leo Iii. Sein Vorgänger Hadrian war Karls Frennd ge- wesen. Als Leo nach alter Sitte am St. Georgentage des Jahres 799 in feierlicher Prozession aus dem Lateran nach der St. Lorenz-

10. Abriss der Geschichte des Mittelalters von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 33

1878 - Leipzig : Siegismund & Volkening
12. Das Ritterthum und das Mönchtbum. 33 deren Cultus in „Frauendienst“ (von Ulrich von Liechtenstein in Steyermark im 13. Jahrh., einem förmlichen Lehrgedicht) verherrlicht wird. Der grösste lyrische Dichter war Walther von der Vogel weide (aus Oberschwaben, ein Anhänger der Hohenstaufen Philipp und Friedlich Ii.), ihr letzter grosser Dichter Heinrich Frauenlob (aus Meissen, stirbt c. 1300 in Mainz). Neben dem höfischen und Minnesang entwickelte sich aus dem Geiste des Abenteuerlichen. wie ihn die Kreuzzüge nährten, das Volks- und Kunstepos, welches seine Stoffe theils aus dem antiken Sagenkreis nahm, z. B. die Eneit und das Alexanderlied (beide am Niederrhein, Ende des 12. Jahrh.), theils aus dem karolingischen Sagenkreis, z. B. das Bolandslied, theils aus dem bretonischen von König Artus und der Tafelrunde, z. B. Iwein, der arme Heinrich von Hartmann von Aue (Dienstmann des Klosters Reichenau am Bodensee), Tristan und Isolde von Meister Gottfried von Strassburg, beide c. 1200, und, mit mystischen Elementen versetzt, die Gralsage im Parcival (von Wolfram von Eschenbach, um 1210, aus dem Anspachischen, Dienstmann des Grafen von Wertheim); daneben Legenden (Barlaam und Josaphat) und dichterische Umarbeitungen der Geschichte, wie das Annolied und die Kaiserchronik, d. i. die Geschichte der römischen und deutschen Kaiser bis auf Lothar von Sachsen. Voll tiefen Ernstes ist die Spruchsammlung „Bescheidenheit“, d. i. Lebensklugheit von Vridank; voll Humors eine Sammlung von Schwänken „der Pfaffe Ameis“ von Stricker (einem fahrenden Sänger) aus Oesterreich um 1250. Daneben eine Sammlung von Fabeln (Bispein), „der Edelstein“, von Boner und die satyrische Umarbeitung des aus französischer und niederländischer Quelle stammenden Thierepos „Reinhart“ oder „Reinecke Fuchs“ im 12. Jahrh.; überreich an mächtigem Pathos ist das von gebildeten Volksdichtern durch Zusammenschmelzen von Liedern verschiedener, auch heidnischer Sagenkreise, wie des burgundischen und ostgothisclien mit der mythischen Sigfridssage geschaffene Epos der Nibelungen, welches seinen Schauplatz am Rhein und an der Donau hat, während die Gudrun aus dem 13. Jahrh. im irischen, friesischen und normannischen Sagenkreis wurzelt. Auf der Volkssage beruht auch das epische Lied „Walther von Aquitanien“ von Ekkehard. Die deutsche Prosa begann langsam mit Uebersetzungen aus dem klassischen Altertlium (Notker, Scholasticus in St. Gallen, starb 1022) und gelangte erst am Ende unseres Zeitraumes zu einiger Entwicklung, theils durch die von den Städten ausgehenden Zusammenstellungen der Rechtssatzungen im Sachsenspiegel und Schwabenspiegel, theils durch die Predigten der Bettelmönche. Die Regel des heil. Benedict war auch von der um 909 gestifteten Congregation von Clugny in Burgund (ordo Cluniacensis) angenommen, aber weil auch ihr Ernst erschlaffte, entstanden stengere Orden: die Ci st er ciens er (in Citeaux bei Dijon 1098, weisses Kleid), welche durch Bernhard von Clairvaux an Bedeutung Zunahmen; die Karthäuser (in Carthusiufli oder Chartreux Oberbreyer, Geschichte des Mittelalters. 3
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